„Altes Rathaus“, Nortorf.

Im Jahr 1909 erlebte Nortorf eine bedeutende Veränderung, als es offiziell den Status einer Stadt erlangte. Vor diesem historischen Ereignis war Nortorf lediglich ein Flecken mit eingeschränktem Stadtrecht, geprägt durch die Abwesenheit eines Bürgermeisters oder Magistrats. Stattdessen wurde die Gemeinde durch ein Fleckenkollegium geleitet, bestehend aus einem Ortsvorsteher und einem Rat von Abgeordneten. Während dieser Zeit lag die Verwaltungsgewalt, Polizei, Gerichtsbarkeit und Steuererhebung im Herzogtum Holstein beim Kirchspiel.

Die Verwaltungssituation in Nortorf veränderte sich im Laufe der Jahre. 1870 hatte der Ortsvorsteher Bielenberg sein Büro in der Kirchspielvogtei, die 1888 durch die Einführung von Amtsbezirken ersetzt wurde. Unterschiedliche Ortsvorsteher führten ihre Amtsgeschäfte in verschiedenen Gebäuden, darunter die Johannisstraße (Ortsvorsteher Rohardt) und das alte Grellsche Haus in der Hohenwestedter Straße (Ortsvorsteher Reiff).

Ein entscheidender Schritt in der Entwicklung von Nortorf war der Kauf eines Grundstücks mit einem Haus in der Poststraße 84 durch das Fleckenkollegium im Jahr 1899. Dieser Kauf ermöglichte den Umzug der Fleckenverwaltung in ihr neues Amtsgebäude am 1. Juli 1899. Nach der Erhebung Nortorfs zur Stadt diente dieses Gebäude als Rathaus, bis im Oktober 1972 der Umzug in das neue Rathaus in der Niedernstraße erfolgte.

Die bauliche Entwicklung des alten Rathauses spiegelt die wachsenden Anforderungen wider. Im Herbst 1911 wurde auf der rechten Seite eine Eingangshalle, ein Warteraum und zusätzliche Büroräume hinzugefügt. Im März 1919 erfolgte eine Erweiterung auf der linken Seite mit einem Eingang zur Stadtkasse. Der Bau eines Anbaus an der Hofseite im Jahr 1936 schuf Platz für drei weitere Büroräume.

Heute erfährt das einstige Rathaus in Nortorf eine neue Nutzung. Statt Verwaltungsfunktionen beherbergt es nun eine Zahnarztpraxis.